Wie sich Europas Wälder verjüngen, wenn der Mensch nicht eingreift
W?lder erneuern sich von Natur aus selbst. Wie die Waldverj¨¹ngung genau funktioniert, ist bisher jedoch kaum erforscht. Forschende der ETH Z¨¹rich und der WSL haben sich daran gemacht, das Puzzle zu l?sen.
Erstmals haben Forschende um Yannek K?ber, Doktorand in der Professur Wald?kologie der ETH Z¨¹rich, und seine Kollegen und Kolleginnen von der ETH und der WSL gemeinsam mit der European Forest Research Initiative (s. Kasten) einen Blick auf die Waldverj¨¹ngung in gesch¨¹tzten W?ldern Europas geworfen.
In einer neuen Studie, die soeben in der Fachzeitschrift ?Journal of Ecology? erschienen ist, zeigen die Forschenden, wie sich die nat¨¹rliche Verj¨¹ngung ohne menschlichen Einfluss entwickelt. Dazu untersuchten sie das Aufkommen junger B?ume in fast 300 Naturwaldreservaten in ganz Europa. Sie analysierten, wie die Erneuerung des Waldes unter verschiedensten Umweltbedingungen funktioniert. Dabei untersuchten die Forschenden das komplexe Zusammenspiel zwischen Baumarteneigenschaften, Walddichte, St?rungen und Klima.
Wassermangel f¨¹hrt zu harter Konkurrenz
Einer der wichtigsten Prozesse f¨¹r die Waldverj¨¹ngung ist Konkurrenz. Welche Strategien die B?ume verwenden, h?ngt von der Baumart ab. Die Studie zeigt, dass positive Wechselwirkungen zwischen B?umen nur bei wenigen Arten vorkommen und somit seltener sind als bislang angenommen. Die Eigenschaften der Arten und unterschiedliche Stressfaktoren bestimmen, ob B?ume sich w?hrend der Verj¨¹ngung gegenseitig vor K?lte oder Trockenheit sch¨¹tzen oder als Konkurrenten im Wettbewerb stehen.
Unter K?ltestress findet die Verj¨¹ngung tendenziell mehr Schutz durch andere B?ume als unter D¨¹rre-Stress. Dieses Ergebnis erkl?ren die Forschenden dadurch, dass niedrige Temperaturen keinen Wettbewerb um begrenzte Ressourcen ausl?sen. Der Mangel an Wasser hingegen f¨¹hrt zu einem harten Wettbewerb. Dabei werden kleinere B?ume potenziell unterdr¨¹ckt.
Warten auf L¨¹cken
Weiter zeigt die Studie, welche Strategien die jeweiligen Baumarten zur Verj¨¹ngung nutzen. Einige Arten sind besonders erfolgreich in dichten W?ldern. Andere warten auf St?rungen wie Feuer oder St¨¹rme, die L¨¹cken im Kronendach schaffen. Sobald genug Licht verf¨¹gbar ist, wachsen diese Arten schnell heran.
In Mischw?ldern spielen die unterschiedlichen Strategien der Baumarten zusammen. Damit k?nnen solche W?lder besser auf klimatischen Stress reagieren, etwa indem mehr Arten aufkommen, die beispielsweise mit D¨¹rre und Hitze klarkommen. Dadurch ?ndert sich nicht nur die Zusammensetzung des Waldes, sondern auch seine Struktur, das heisst die Mischung von B?umen unterschiedlicher Gr?sse und Alter. Und es bilden sich Waldstrukturen, die nur in ungest?rten und gesch¨¹tzten W?ldern entstehen k?nnen.
European Forest Reserves Initiative (EuFoRIa)
Das externe SeiteEuFoRIa-Netzwerk wurde 2019 gegr¨¹ndet, um die Forschungszusammenarbeit in europ?ischen Urw?ldern und Waldreservaten zu f?rdern. Es umfasst hunderte von Untersuchungsfl?chen, die seit mehreren Jahrzehnten mit Hilfe von Waldinventuren beobachtet werden. Das Netzwerk wird von Forscherinnen und Forschern von 26 Institutionen aus 19 L?ndern getragen. Ein wichtiger Fokus der Forschung ist das Verst?ndnis der Prozesse der nat¨¹rlichen Waldentwicklung, denn dieses Prozessverst?ndnis bildet die Grundlage f¨¹r die Entwicklung von Anpassungsstrategien von W?ldern f¨¹r die Zukunft vor dem Hintergrund des Klimawandels.
Literaturhinweis
Kaeber Y, Bigler C, Hillerislambers J, et al.: Sheltered or suppressed? Tree regeneration in unmanaged European forests. Journal of Ecology, 10. September 2023; doi: externe Seite10.1111/1365-2745.14181